Ästuare weltweit sind die am stärksten bedrohten Lebensräume, die zusammen mit ihren Wassereinzugegebiete intensiv vom Menschen genutzt und verändert werden. Ästuare sind gleichzeitig wichtige Kontrollpunkte für den Export allochthoner Nährstoffe aus Flüssen in das offene Meer, wo diese Substanzen zur zusätzlichen Kohlenstoffbindung führen. Dem Amazonas Ästuar kommt eine Sonderrolle zu, da der Amazonas fast ein Fünftel der globalen Süßwasserzufuhr in das Meer beisteuert, das er aus dem weltweit größten Wassereinzugesgebiet sammelt. Dieses Gebiet wiederum unterliegt derzeit starken anthropogenen und klimatischen Veränderungen. Der gewaltige Ausstrom von Wasser und Nährstoffen aus dem Amazonas in Atlantik und Karibik wird derzeit mit massive Blüten von Sargassum in diesen Gebieten in Zusammenhang gebracht. Die Produktion photo- und heterotropher Organismen (im Folgenden funktionelle trophische Gruppen: TFGs) in den verschiedenen Habitaten der Flussfahne des Amazonas wird von Licht und verschiedenen Stickstoff (N)-Verbindungen reguliert. Welche Rolle allochthone N-Verbindungen für ihre Produktion spielen ist bislang jedoch unklar. Gegensätzliche Studienergebnisse zeigen, dass entweder der gesamte allochthone N im Ästuar und auf dem Shelf verbleibt, oder dass ein Großteil in das offene Meer exportiert wird. Eine Identifizierung und Quantifizierung der Prozesse und TFGs, die die Speicherung von N im Ästuar und auf dem Shelf bzw. seinen Export regulieren, fehlen derzeit. Das führt zu großen Unsicherheiten bei der Berechnung wieviel N aus dem Amazonas in den offenen Ozean exportiert wird und welche Rolle er für die derzeitigen tiefgreifenden Veränderungen in den betroffenen Habitaten spielt.