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Forschungsfahrt zur Untersuchung flacher Küstengewässer

Ein IOW-Forschungsteam bereitet ein Messgerät an Bord des Schiffs Elisabeth Mann Borgese für den Einsatz vor.
Ein Lander, bestückt mit Kameras, Geräten zur Nährstoffanalyse und Probenahme von Bakterien, wird zum Einsatz am Meeresboden vorbereitet. (Foto: IOW / M. Voss)

Am 19. August 2025 startete das Forschungsschiff „Elisabeth Mann Borgese“ zur zweiwöchigen Expedition EMB373 in die westliche Ostsee. An Bord war ein IOW-Forschungsteam verschiedener wissenschaftlicher Disziplinen, um gemeinsam flache Küstengewässer zu beproben, die stark durch den Menschen und durch Sauerstoffmangel beeinflusst werden.

Die Expedition war die erste Schiffsreise, die im Rahmen der IOW-Forschung zu Flachwasserprozessen und deren Relevanz für die gesamte Ostsee (Shore to Basin, S2B) durchgeführt wurde. Die Ergebnisse sollen dazu beitragen, küstennahen Sauerstoffmangel (Hypoxie) besser zu verstehen. Fahrtleiter der Expedition war der IOW-Wissenschaftler Jacob Geersen, Experte für marine geologische Prozesse und deren Wechselwirkung mit klimatischen und menschlichen Stressoren.

Die küstennahe Flachwasserzone ist aufgrund ihrer geringen Tiefe sehr schwierig zu beproben. Daher wurden am IOW zunächst über einige Jahre neue Methoden und Geräte zu diesem Zweck entwickelt. Die „Elisabeth Mann Borgese“ verfügt über sehr gut ausgestattete Labore und diente während der Expedition als Arbeitsplattform. Von einem weiteren kleinen Boot starteten die Taucher ihre Taucheinsätze, während derer sie behutsam Seegraswiesen beprobten und ungestörte Sediment- und Wasserproben nahmen. An Bord des Forschungsschiffs wurden die Proben dann sofort analysiert und weiterverarbeitet. Zusätzlich dienten sogenannte Lander und weitere ausgefeilte Messsysteme dazu, von Bord aus klimarelevante Spurengase, Nährstoffe und Umsatzprozesse am Meeresboden zu messen. Bei einem Lander handelt es sich um eine Plattform, die mehrere autonome Mess- und Probenahmegeräte vereint und die für 24 bis 48 Stunden am Meeresboden aufgestellt wird. Die Wissenschaftlerin Allison Schaap aus dem National Oceanography Centre (Southampton, Großbritannien) verstärkte das IOW-Forschungsteam zur hochgenauen Messung von Nährstoffkonzentrationen mit autonomen Nährstoffanalysegeräten.

Schon beim ersten Tauchgang beobachtete das Team viele kleine flockenartige Überreste früherer Planktonblüten, die im Wasser schwammen. Diese Flocken bestehen aus abgestorbenem oder ausgeschiedenem organischem Material, das durch Absinken Nährstoffe und Kohlenstoff in tiefere Wasserschichten transportiert. Dort angekommen sind sie Nahrung für Mikroorganismen, die beim Abbau der Flocken Sauerstoff verbrauchen, was zu sauerstoffarmen Wassermassen in Meeresbodennähe beiträgt. Die IOW-Wissenschaftlerin Maren Voss, die die Reise initiiert hat und Expertin für den marinen Stickstoffkreislauf ist, betont die Wichtigkeit der interdisziplinären Zusammenarbeit: „Dass diese flockenartigen Aggregate im Flachwasser so zahlreich sind, ist eine Überraschung. Diese Beobachtung ist nur möglich durch die kombinierte Messstrategie von Landern mit Fotosystemen und Tauchern.“

Im Anschluss an die Reise folgen nun Treffen zur Datenauswertung und zur Planung der weiteren Forschung. Diese Fahrt war nur die erste einer Reihe von Reisen, um die Flachwassergebiete zu erforschen, denn sie bieten weitaus mehr unbekannte Zusammenhänge als das Forschungsteam bislang erwartete.

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