IOW Logo

News

Sauerstoffmangel als Grund für das Fischsterben bei Rostock im September 2025

Tote Fische und Krebstiere befinden sich am Meeresboden (Foto: E. Hildebrand).
Tote Fische und Krebstiere befinden sich am Meeresboden (Foto: E. Hildebrand).

Zwischen dem 26. und 28. September 2025 wurde eine Vielzahl toter Fische an den Stränden von Nienhagen, Warnemünde und Markgrafenheide angespült. Bereits im Januar 2025 hatte das IOW Messgeräte vor Nienhagen installiert, von denen regelmäßig Daten zu beispielsweise Temperatur, Salzgehalt, Sauerstoffgehalt und Trübung des Wassers aufgezeichnet werden. Ziel der Messungen ist es unter anderem die Entwicklung sauerstoffarmer Bereiche in den noch relativ unerforschten flachen Küstengewässern der Ostsee zu untersuchen.

Die Messungen des IOWs vor Nienhagen ergaben, dass vom 24. bis 28. September die Sauerstoffsättigung am Meeresboden auf unter 1 % Sättigung sank. Zeitgleich verzeichneten die Messgeräte einen Temperaturabfall und einen Anstieg im Salzgehalt, ein eindeutiger Hinweis auf eine andere Wassermasse. Das Bodenwasser vor Nienhagen wurde von einer anderen Wassermasse ohne Sauerstoff verdrängt, die aus größerer Tiefe unterhalb der Sprungschicht stammte und sich ins flache Wasser bewegt hatte. So betrug die Sauerstoffsättigung am 27. September selbst in einem Meter Wassertiefe unter 70 %. Normalerweise liegt sie hier bei 100 % oder höher. Ab dem 23. September führten Windverhältnisse mit Windrichtungen, die von Nord auf Ost und später auf Südost drehten, zu einer Situation, die zuerst von einem Küsten-Downwelling dominiert war und sich dann durch den Ostwind zu einem Küstenauftriebsszenario veränderte. Hierdurch wurde das Oberflächenwasser in die offene Ostsee gedrückt und durch sauerstofffreies Tiefenwasser ersetzt. Dieser „Auftrieb“ führte dazu, dass die Fische nicht mehr ausreichend Sauerstoff zur Atmung zur Verfügung hatten und daher erstickten.

Die Ostsee ist stark mit Nährstoffen belastet, die aufgrund des niedrigen Wasseraustauschs lange in der Ostsee verbleiben. Die Nährstoffe führen zur Bildung von Algenblüten, deren mikrobieller Abbau Sauerstoff verbraucht. Folglich entstehen Meeressedimente ohne Sauerstoff, die als „Todeszonen“ bezeichnet werden. Die Entwicklung solcher „Todeszonen“ im flachen Küstenwasser der Ostsee ist jedoch noch weitestgehend unerforscht. Daher hatte das IOW im Januar 2025 Messgeräte vor Nienhagen installiert. Gemessen wird hierbei in vier Tiefenhorizonten und anschließend werden die Daten an das IOW gesendet.

Das Ende September 2025 beobachtete Fischsterben ist laut ersten Erkenntnissen eine Folge zunehmender Überdüngung der Ostsee (Eutrophierung), daraus resultierender Biomassebildung, Abbauprozessen dieser Biomasse unter Sauerstoffverbrauch und des Wetters, das einen Auftrieb von sauerstoffarmem Tiefenwasser verursacht hat. Inwiefern sich solche Ereignisse in Häufigkeit und Stärke weiterentwickeln werden, wird am IOW erforscht.

... zum Faktenblatt »

Zurück