Forschungsschwerpunkte

 
Projektfokus
 

Untersuchung der marinen Schutzgebiete in der AWZ der Ostsee vor und nach Einstellung von bodenberührenden Fischereiaktivitäten

 

Was ist mobile grundberührende Fischerei (MGF)?

Bei der mobilen grundberührenden Fischerei werden durch ein Schiff geschleppte Fangeräte zur Befischung des Meeresbodens eingesetzt. Häufig verwendt man dafür Grundschleppnetze. Diese sind jedoch nicht ganz unproblematisch. Denn die Scherbretter, die dazu dienen das Netz horizontal offen zu halten, pflügen förmlich durch das Sediment am Meeresgrund und beeinflussen dadurch die im oder auf dem Meeresboden lebenden Organismen, wirken sich aber auch erheblich auf die Sedimentzusammensetzung und Sedimentbeschaffenheit aus.

 

Fragestellungen und Ansätze

(1) Wie entwickeln sich die Schutzgebiete (MPAs) nach Ausschluss mobiler grund-berührender Fischerei (MGF) hinsichtlich der benthisch-(pelagischen) Biozönosen und der biogeochemischen Umsetzungen und Stoffflüsse im Sediment-Wasser-Grenzbereich?

→ Monitoring vor und nach Ausschluss; Vergleich zur Referenzfläche außerhalb MPA

(2) Was sind die kurz bzw. langfristigen Folgen von Grundschleppnetzfischerei auf Sedimente, Benthosbiozönosen und Ökosystemprozesse?

→ Längerfristige Effekte: Vergleich von unterschiedlich stark genutzten Gebieten

→ Kurz-mittelfristige Störungen: Experimentelle MGF-Transekte (außerhalb Schutzgebiet): direktes Erfassen der Effekte auf Sedimente und Biota

 

Zu untersuchende Ökosystemkomponenten

-Benthische/demersale Fischfauna

-Sedimente (Sedimentologie, Indikation von trawl marks)

-Bentisches Nahrungsnetz (Makrozoobenthos, Meiofauna, Mikrophytobenthos, Protisten, Prokaryonten/Mikrobielle Aktivität)

-Biogeochemie (Speicherpotential, Sediment-Wasser-Flüsse, Denitrifikation, Remineralisierung, Nährstoffkreisläufe)

 

Welcher Erkenntnisgewinn ergibt sich aus diesem Projekt?

-Bedeutung der marinen Naturschutzgebiete für den Erhalt lebensraumtypischer Artengemeinschaften, Sedimentfunktionen und Ökosystemprozesse in der Ostsee nach MGF-Ausschluss

→ Grundlage für Empfehlungen zum Management der Naturschutzgebiete und längerfristige Ziele

-Kurz-und mittelfristige Effekte von MGF auf benthische Gemeinschaften und Sedimentfunktionen in der Ostsee, Gesamtbewertung: Einfluss von MGF auf das Ökosystem Ostsee

→ Beurteilung, inwieweit MGF in Konflikt mit EU-Zielen zu Biodiversität, Wasserqualität etc. steht

-Kenntnis der direkten MGF-Effekte (in Abhängigkeit vom Fanggerät) vs. indirekte Effekte (über Schädigung der Organismen) auf wichtige Sedimentfunktionen

→ Empfehlungen zur Minimierung der Effekte durch Auswahl entsprechender MGF-Techniken

-Grundlagen, um Empfehlungen für eine angepasste, umweltverträgliche Fischerei für die Ostsee zu entwickeln

Organismengruppen

 

Protisten

Gruppe von Mikroorganismen die aus einer bis wenigen Zelle(n) bestehen und einen Zellkern besitzen, z.B. einige kleine Algen, Pilze, Foraminiferen (Kammerlinge)

Protisten

Prokaryonten

Mikroorganismen ohne echten Zellkern, einfacher Zellaufbau, Körperform häufig kugelförmig, Bakterien, Archaeen

Bakterien

Mikrophytobenthos

Diverse am boden lebende Mikroalgenarten, z.B. Blaualgen, Kieselalgen, beweglich oder festsitzend

Diatomeen
Winzige Diatomeen auf einem Sandkorn. © K. Kuriyama

Meiofauna

Leben am und im Boden, Gruppe von Organismen mit einer Körpergröße von etwa 0,04 bis 1 mm, große ökologische Bedeutung als Zerkleinerer und Futterquelle, aquatisch

Meiofauna
Ruderfußkrebs. © C. Schmidt

Makrofauna

Unterschiedliche wirbellose Tiere wie z.B. Muscheln, Polychaeten und Krebse, Größe circa 0,5 mm bis 50 mm

Arctica
Islandmuschel. © S. Forster

Benthische/demersale Fische

Wirbeltiere, leben überwiegend direkt oder nahe am Boden, z.B. Steinbutt, Dorsch

Plattfisch
Plattfisch