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Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1976

Die ozeanologischen Verhältnisse im Tiefenwasser der Ostsee wurden 1976 durch intensive Einstromlagen, die im Spätsommer 1975 begannen und im Dezember 1975 mit einem Salzwassereinbruch endeten, bestimmt. Die Folgeerscheinungen dieses Prozesses waren etwas schwächer ausgeprägt oder vom gleichen Umfang wie nach den Salzwassereinbrüchen 1968/69 und 1972. Die Erneuerung des Tiefenwassers führte zu einer Verbesserung der Sauerstoffverhältnisse in nahezu allen großen Becken der Ostsee.

Durch das eingeströmte Wasser sowie durch Reaktivierung aus der Tiefe wurden der euphoten Schicht der Ostsee 1976 zusätzlich Mikronährstoffe zugeführt. Die im Zusammenhang mit dem Salzwassereinbruch beobachteten, relativ hohen Ammoniumkonzentrationen in der westlichen Ostsee und im Arkonabecken zeigten, daß das eingeströmte Wasser mit organischen Stoffen belastet war und diese Belastung noch nicht vollständig überwunden hatte. Zusammen mit der organischen Biomasse, die zusätzlich durch die Nährstoffzufuhr in der euphoten Schicht produziert werden kann, ist dies eine der Ursachen, daß immer häufiger anoxische Bedingungen im Tiefenwasser der Ostsee auftreten.

Ende November Anfang Dezember 1976 herrschten im Südteil des Kattegats günstige ozeanologische Voraussetzungen für einen erneuten Salzwassereinbruch in die Ostsee. Da jedoch zu diesem Zeitpunkt andere Randbedingungen offenbar nicht erfüllt waren, kam es zu keiner extremen Einstromlage.