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Heimspiel für FS Maria S. Merian:
Forschungsschiff startet zur Mission „Deep Baltic“
in Richtung Ostsee-Eis

01.-04.03.2021 – Auf der Suche nach der “Kleinen Eiszeit”

Das große Kerneziehen hat begonnen. Heute und an den folgenden Tagen werden insgesamt 13 Schlauch-Kerne à 6 Meter Länge gezogen, auf dem Deck aufgeschnitten und dokumentiert. Zwischendurch erläutert Matthias Moros allen Ostsee-Neulingen anhand der Ablagerungen die Geschichte der Ostsee seit dem letzten Glazial. Den Eisstausee als erstes nacheiszeitliches Stadium vor rund 12.000 bis 10.000 Jahren hatten wir ja schon in Form von tonigen rosagrauen Ablagerungen kennengelernt. Als nächstes kommt die relativ kurze Yoldia-Phase um circa 10.000 bis 9.700 vor heute. Überliefert sind Ablagerungen eines Gewässers ozeanischer Prägung, denn in Mittelschweden hatte sich ein Durchlass für Nordseewasser gebildet, durch den nun Salzwasser in die Ostsee strömte. Darüber folgen die Ablagerungen eines Süßwassersees – sie repräsentieren das 9.500 bis 8.000 Jahre alte Ancylus-Stadium. Der mittelschwedische Durchlass hatte sich aufgrund der Hebung des skandinavischen Festlandes nach dem Zerfall des Inlandeises wieder verschlossen, sodass nur noch Süsswasser in das Ostseebecken gelangen konnte. Schließlich kam es um 7.000 vor heute parallel zum Zeitpunkt des holozänen Wärmemaximums zu einem drastisches Meeresspiegelanstieg, durch den in Form der Belte und Sunde wieder neue, wenn auch nur schmale Verbindungen zur Nordsee geschaffen wurden. Das so entstandene Littorina-Meer war der heutigen Ostsee schon sehr ähnlich –  eben auch ein Brackwassermeer mit stark behindertem Wasseraustausch.

Die Littorina-Schichten interessieren uns bei “Deep Baltic” am meisten. In ihnen sollten Ablagerungen verschiedener warmer und kälterer Klimaperioden stecken – wie zum Beispiel der Mittelalterlichen Wärmeperiode oder der “Kleinen Eiszeit”.

Wir wollen wissen, in welchen Positionen in den tiefen Becken der Ostsee die Schichten der Kleinen Eiszeit noch erhalten und wo sie abgetragen sind, denn nach der Hypothese von Matthias Moros und Thomas Neumann kann während der Kleinen Eiszeit auch jenseits der Bottenwiek eine winterliche Tiefenwasserbildung stattgefunden haben, die dann in der Tiefe Strömungen ausgelöst haben kann, die zur Erosion früherer Ablagerungen führten.

13 Kerne später ist Matthias Moros zufrieden. Er glaubt gefunden zu haben, wonach er gesucht hat. Wissen kann er es erst, wenn die fraglichen Sedimente datiert sind. Aber das Materal ist vielversprechend.

Als die letzten Kerne an Deck abgelegt werden, bekommen sie schon eine kleine Schneedecke ab. Wir sind bei circa 60° N, also in etwa auf der Höhe von St. Petersburg oder Uppsala … und allmählich wird es eisig.

Text und Fotos von Barbara Hentzsch (IOW) | Fotos zum Vergrößern anklicken

Expedition: MSM99
Mission: Deep Baltic
Start: 25.02.2021 - Emden
Ziel: 23.03.2021 - Emden

 

Maria S. Merian: Aktuelle Position
 

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