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Das Arbeiten in der Geo

MUC
Mit dem MUC werden an Bord kurze (30 cm) Sedimentkerne gezogen, die genauere Analysen des Oberflächensedimentes zulassen als 6 - 7 m lange Schwerelote.

Mein Arbeitstag beginnt, je nachdem wie schnell ich morgens mit dem Fahrrad bin, täglich um 8:00 Uhr und endet um 16:15 Uhr. Als Praktikant der Geologie helfe ich bei der Analyse von Sedimentkernen aus der Ostsee und dem Schwarzen Meer. Außerdem übernehme ich Teile der Vorbereitung der Kerne auf die Analysen. Zurzeit habe ich eine Reihe kleinere aus dem Gotlandbecken (Ostsee) stammende U-Channel-Kerne von unserem Doktoranden Dennis, der momentan in Neuseeland ist, bekommen, an denen ich den ich Quecksilbergehalt bestimmen werde. Dies ist wichtig, um zu sehen, wie alt welche Schichten im Kern sind. Zu erwarten sind also ein großer Pik zur Zeit der starken Umweltverschmutzung der Gewässer in den 70er Jahren und evtl. ein kleinerer während der kleinen Warmzeit im Mittelalter. Dazu nehme ich die Kerne nacheinander aus der Kühlkammer  und fülle sie in Ein-Zentimeter-Schritten in kleine, bedruckte Plastikwürfel. Vor der Kernschlachtung müssen die zu dem Zeitpunkt noch unversehrten Kerne allerdings mit dem Corescanner fotografiert und geröntgt werden. Hierbei erkennt man feine Dichteunterschiede und Wurmgänge im Sediment. Außerdem ist noch eine Elementaranalyse (XRF) am Scanner möglich. Nach der langwierigen und manchmal auch etwas matschigen Beprobung werden die nun entstandenen 360 Proben (ein Kern hat eine für den Multicore-Kernsammler typische Länge von ungefähr 30-40cm) bei -20°C eingefroren. Nach der Trocknung der gefrorenen Proben durch ein Vakuum muss das Probenmaterial homogenisiert, d. h. tagelang gemörsert werden, bevor es endlich mit der eigentlichen Analyse losgehen kann.

Aber davor gibt’s Mittag, um Punkt 12 Uhr zusammen mit den anderen Freiwilligen! Eine Mensa gibt es an unserem Institut leider nicht, dafür gibt es hier, im Urlaubsparadies Warnemünde, ein abwechslungsreiches Essensangebot von Fischbrötchen über den Edeka bis hin zum Chinesen oder zur Dönerbude. Außerdem haben wir mehrere Küchen mit Mikrowellen und Wasserkochern für Selbstgekochtes oder Fertiggerichte, was dem Warten im Ort eindeutig vorzuziehen ist, wenn ein Kreuzfahrtschiff wieder mal 2.000 Pensionierte auf Warnemünde losgelassen hat.

Eine gute Stunde voller quasseln und mampfen später kann der Nachmittag beginnen. Das Arbeiten an dem Quecksilberanalysator ist recht unkompliziert und wird schnell zur Routine, solange man aufmerksam und sauber arbeitet. Ähnlich wie die anderen Analysegeräte messen, wechseln und rechnen die Geräte von alleine weiter, sobald man alle Proben eingewogen hat. Die Ergebnisse werden in der Regel als Excel-Tabelle abgespeichert, oder ich spreche sie direkt zusammen mit Thomas, dem zuständigem Laborleiter, durch. Neben dem Messen am Quecksilber- und anorganischem Kohlenstoff-Analysator gehört auch das regelmäßige Schiffchen spülen und Logbuch führen zur Messaufgabe. Außerdem helfe ich bei der Einwaage am CNS-Gerät (Kohlenstoff, Stickstoff & Schwefel), bei der unterm Abzug giftiges Vanadiumpentoxid als Katalysator in die Zinnkapseln gegeben wird und diese verkapselt werden. Dazu filtere ich winzige Mengen an Probenmaterial auf Nucleoporfilter für die Betrachtung am eindrucksvoll wirkenden Rasterelektronenmikroskop (REM), mit dem Einblicke im Nanometerbereich kein Problem sind und bei dem ich auch schon öfter die Möglichkeit hatte, zuzusehen.

Alles in Allem habe ich in dem Jahr einen weitgefächerten Eindruck in die Arbeit eines Geologen und Wissenschaftlers bekommen. Die Zusammenarbeit mit netten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die immer auch gerne die Hintergründe hinter den Aufgaben und Ergebnissen erklären, und der Zusammenhalt mit den anderen Freiwilligen, die aus den unterschiedlichsten Regionen Deutschlands kommen und gehen werden, sorgt für ein fröhliches Arbeitsklima.

Wer also Interesse an einem wissenschaftlichem Studium hat und sich noch nicht entscheiden kann, Lust auf etwas Neues hat und neben Chemie auch nur ein klein wenig etwas für die Klimabedingungen der Vergangenen Warm- und Kaltzeiten und deren Auswirkungen auf heute und morgen übrig hat, ist hier genau richtig.

Adrian Waßmann