
Zeitreisen sind möglich - Mit Steinen
Mit dieser Schlagzeile hat man mich zwar nicht für das Freiwillige Jahr am IOW überzeugt - es war eher mein eigenes Interesse an den Naturwissenschaften und meine Unschlüssigkeit, was meinen Wunschstudiengang betrifft - aber trotzdem bin ich jetzt hier.
Man kann z.B. nur anhand der Farbe von Sedimenten sehr viele Aussagen über die Umwelt aus der Zeit machen, aus der es stammt – quasi eine Zeitreise.
So habe ich schon nach kurzer Zeit gemerkt, dass die Geologie eine sehr spannende Wissenschaft ist und genau die theoretischen als auch praktischen Bereiche hat, die ich kennenlernen wollte.
Die Sektion Geologie ist aufgeteilt in verschiedene Arbeitsgruppen (AG). Es gibt die Sedimentologie und Paläozeanographie, die Geochemie und die Geophysik. In diese kann man während seines Freiwilligen Jahres einen Einblick bekommen, je nachdem wo das Interesse liegt.
Am Anfang meines FJNs habe ich viel im Sedimentlabor an Sedimentkernen gearbeitet. Dabei habe ich Proben den Kernen entnommen und diese durch verschiedene Siebe in eine Fein- und Grobfraktion geschlämmt. Schließlich habe ich am Binokular Kalkschalen wie Foraminiferen gepickt, welche zur C-14 Datierung verwendet werden. Daran kann man das Alter der Sedimentschichten ermitteln.

Wie bereits erwähnt, kann man als FJNler am IOW seine Arbeitsbereiche meist durch Eigeninitiative selbstbestimmen. Somit arbeite ich auch am XRF-Scanner und am REM.
Mit dem XRF-Scanner können die Sedimentkerne auf Dichte – durch einen Röntgenstrahl – und auf Elemente – durch einen Elektronenstrahl - analysiert werden.
Am Rasterelektronenmikroskop (REM) kann man ebenfalls Elementanalysen machen, nur bei sehr viel kleineren Proben – also im Mikro- bis Nanometerbereich. Ebenfalls kann man „Fotos“ von z.B. Muscheln von Biologen machen. Diese werden von dem Gerät durch Dichteunterschiede in der Probe errechnet und von den Wissenschaftlern für z.B. Publikationen verwendet. So kann ich auch Einblicke in die Forschung der anderen Arbeitsgruppen und Sektionen am IOW bekommen.

Zurzeit bin ich hauptsächlich in der Geophysik AG. Da ich mich auch vor allem für die physikalischen Aspekte der Geologie - oder an sich der Umwelt - interessiere, konnte ich hier viel über Hydroakustik lernen. Dabei habe ich Multibeam Daten prozessiert, um den Meeresboden der Ostsee dreidimensional darzustellen.
Ich durfte sogar auf der Ausfahrt mit der Elisabeth-Mann -Borgese dabei sein, auf der diese Daten erhoben wurden. Wie auch schon in so fast jedem FJN-Bericht vom IOW steht, war die Schifffahrt natürlich ein Highlight. Das Arbeiten auf einem Forschungsschiff mitzuerleben und die dabei erhobenen Daten auch auswerten zu dürfen war eine tolle Erfahrung.
Ebenfalls habe ich einer Doktorandin bei der Steinriff-Detektion geholfen und dabei auch Grafiken z.B. Karten erstellen dürfen.
Grundsätzlich macht das Arbeiten am IOW sehr viel Spaß. Man tritt mit vielen verschiedenen Leuten aus sehr unterschiedlichen Forschungsbereichen in Kontakt und kann dabei ganz viel Neues lernen. Die Arbeitenden pflegen einen vertrauens- und respektvollen Umgang miteinander und sind sehr offen gegenüber neuen Mitarbeitenden.
Ich wurde in die Sektion durch ein gemeinsames Grillen am Strand, sowie bei der geo-internen Weihnachtsfeier sehr freundlich aufgenommen und auf dem nächsten Sektionsausflug bin ich auch dabei.
Auch das gemeinsame Mittagessen mit den anderen Freiwilligen am IOW ist schön. Wir tauschen uns dabei über unsere Aufgaben aus, da wir alle in unterschiedlichen Sektionen in verschiedenen Themenbereichen arbeiten.
Insgesamt fühle ich mich sehr wohl am IOW und freue mich, hier zur Arbeit zu gehen. Die Arbeit ist total spannend und trifft ziemlich genau mein Interessengebiet.
Die Mitarbeitenden - ob Wissenschaftler oder Laboranten - sind immer bereit etwas zu erklären, wobei man einiges lernt und nur wenige Grundlagen zum Verständnis braucht.
So bekommt man einen tollen Einblick in das wissenschaftliche Arbeiten an einem Forschungsinstitut.
Natürlich dient das Jahr für mich auch zur Studienorientierung. Stand jetzt, habe ich vor in Geologie und/oder Geophysik zu studieren und wer weiß, vielleicht kaue ich in ein paar Jahren dann auf Steinen rum und kann somit ebenfalls die Erdgeschichte rekonstruieren.
Svea