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Laborarbeit mit Meerblick

Etwas mit Chemie machen? – Niemals! So dachte ich noch vor einem Jahr...
Zugegebenermaßen habe ich mit Chemie während der Schulzeit vor allem Langeweile und Verzweiflung verbunden. Doch hier bin ich jetzt für ein Jahr in der Meereschemie und ganz ehrlich, ich könnte mir nichts Besseres vorstellen.

Fast ein halbes Jahr lang arbeite ich nun schon in der AG „Biogeochemie umweltrelevanter Gase“ mit und schnell habe ich festgestellt, dass der Forschungsbereich sehr interdisziplinär ist und eigentlich genau meinen Interessen entspricht. In meinem Arbeitsbereich geht es vorrangig um gelöste Spurengase wie Methan, Lachgas oder CO2, für die das Meer entweder eine Quelle oder eine Senke darstellt. Meinen Arbeitstag verbringe ich hauptsächlich im Labor, von dem aus man einen wunderbaren Ausblick auf den Warnemünder Strand hat. Zum einen gibt es das Methan- und Lachgas-Labor. Hier werden diese zwei Gase durch eine Purge & Trap Anlage aus einer Wasserprobe herausgelöst und dann in einen Gaschromatographen geleitet, mithilfe dessen man die Konzentrationen der beiden Stoffe bestimmen kann. Im CO2-Labor werden dagegen die für das CO2-System wichtigen Parameter CT (total dissolved inorganic carbon), Alkalinität und pH gemessen. Wenn ich mit den Messungen im Labor fertig bin oder dort nichts zu tun habe, gibt es immer auch andere kleinere Aufgaben, die ich erledigen kann: gemessene Probenflaschen säubern und aufräumen, Kisten für eine anstehende Ausfahrt eines Forschungsschiffes packen, Trockenrohre für die Messanlagen füllen, usw.
Neben den praktischen Aufgaben gibt es auch noch allerhand andere Arbeiten, die ich erledigen kann. Angefangen bei der Digitalisierung von Probenprotokollen, über die Auswertung und Umrechnung gemessener Daten bis hin zur Aktualisierung von Chemikalienlisten.
Die Highlights meines Jahres in der Meereschemie waren bis jetzt die zwei Probennahmen bei Rügen, zu denen ich mitfahren durfte. Dort waren wir mit einem kleinen Boot in einem wieder vernässten Gebiet unterwegs und haben an verschiedenen Stationen Wasserproben genommen. Zu erleben, woher die Proben kommen, die man später im Labor untersucht war eine tolle Erfahrung.

In der Ungewissheit dieses Jahres habe ich mir gar nicht getraut großartige Erwartungen an mein Freiwilliges Jahr hier zu stellen. Eine interessante Arbeit haben, praktische Erfahrung sammeln und mich für die Zeit danach orientieren können, das habe ich mir erhofft. Jetzt kann ich sagen, dass ich mehr als positiv überrascht bin, wie vielfältig meine Aufgaben doch sind und wie viel ich bereits nach kurzer Zeit schon machen durfte und erlebt habe und mit der Chemie verbinde ich schon lange nicht mehr Langeweile und Verzweiflung.