IOW Logo

Anforderungskatalog des Wissenschaftlich-Technischen Fachausschusses vom Juli 2001


Der vorliegende wissenschaftliche Anforderungskatalog ist unterteilt in 'Allgemeine Anforderungen', in denen die Anforderungen der Wissenschaft an das Schiff als Forschungsplattform und seine allgemeine Nutzung sehr allgemein dargelegt sind, und in 'Spezielle Anforderungen', in denen vor allem die wissenschaftlichen Ausrüstungen und die wissenschaftlichen Einrichtungen aufgelistet sind, die als notwendig erachtet werden. Zusätzlich sind 'kann'-Anforderungen' aufgelistet, die wünschenswerte Erweiterungen darstellen.


Allgemeine Anforderungen

Das Eisrandforschungsschiff ist den rein marinen und allen anderen Wissenschaftsdisziplinen mit einem marinen Teilbereich als Forschungs-, Arbeits- und Aufenthaltsplattform zugeordnet. Zu diesen Wissenschaftsgebieten gehören sehr unterschiedliche Bereiche, wie die physikalische und die biologische Ozeanographie, die Marine Geologie, die Meeres- und Luftchemie, die marine Geophysik und die Meteorologie. Entsprechend diesem breit gefächerten Spektrum sind auch die konkreten Aufgabenstellungen sehr vielfältig. Darum soll das Schiff keiner bestimmten Forschungsrichtung zugeordnet werden, sondern ist mit einer sehr allgemeinen Ausrüstung als multidisziplinäres Forschungsschiff zu konzipieren. Spezielle Einrichtungen sind nur vorzusehen, wenn diese nicht in Labor- oder anderen Spezialcontainern an Bord gebracht werden können. Dies bedeutet gleichzeitig, daß genügend Platz und Anschlüsse für containerisierte Arbeitsbereiche vorhanden sein müssen. Darüberhinaus ist mit einer möglichst modularen und standardisierten Bauweise zu gewährleisten, daß schiffsfeste und wissenschaftliche Einrichtungen bei Bedarf problemlos modernisiert werden können.

Das Einsatzgebiet des Eisrandforschungsschiffes umfaßt die Ostsee, die Nordsee und den Nordatlantik bis hin zu seinen nördlichen Eisrandbereichen (Gebiet PC 7 nach dem vorliegenden Entwurf des Polar Code). Dementsprechend ist das Schiff zu klassifizieren als: GL 100 A5 Sonderschiff E3 mit Ergänzungen, MC Aut RP, E3, Große Fahrt.

Unbedingte Voraussetzung für ein Forschungsschiff ist eine gute Manövrierfähigkeit bei Fahrt und auf Station, dies bedeutet eine aktive Positionierung bis 8 Bft. Dazu soll die Windanfälligkeit durch das Vermeiden hoher Aufbauten möglichst gering gehalten werden.

Angestrebt wird ein ökonomisches, zuverlässiges, vibrationsfreies, geräuscharmes und hydroakustisch leises Schiff, das alle wissenschaftlichen Anforderungen der nächsten 20 bis 30 Jahre erfüllen kann. Selbstverständlich für ein Forschungsschiff ist eine möglichst geringe Kontamination umgebender Wasser- und Luftbereiche und dementsprechend ein "Clean Ship" für 48 Stunden.


Spezielle Anforderungen

- Einsatzprofil
Probefahrtsgeschwindigkeit (Vmax) 15 kn
Durchschnittsgeschwindigkeit 12 kn
Standzeit in See 35 Tage
kann: Standzeit in See > 35 Tage
Reichweite 7 500 nm
Wissenschaftler max. 20 Personen
Zuladung, Ausrüstung Wiss. 150 t
kann: Zuladung, Ausrüstung Wiss. > 150 t

- Schiffskörper
Vermeidung von Lufteinträgen unter den Rumpf
Hubschrauber-Abseilplatz
Brückennock mit guter Sicht nach vorn, entlang der Steuerbordseite und auf das Arbeitsdeck
Back überbaut
Laboreinheiten mittschiffs
Schornstein freistehend achtern

- Antrieb / Maschinentechnische Einrichtungen
diesel-elektrisch
4 Aggregate
2 E-Fahrmotoren
Dieselmotoren mit geringstmöglichsten Schadstoffausstoß
Pumpjet
kein Verstellpropeller
mit der Maschinenanlage: Traversiermöglichkeit bis 8 Bft bei ruhiger See
aktive Schlingerdämpfung (Flossenstabilisierung)
Schlingerdämpfung durch besondere Maßnahmen auf Station
Umkehrosmose Frischwassererzeugung 10 t / Tag
Müllverbrennungsanlage nach Stand der Technik (automatisiert)
kann: Müllverbrennungsanlage mit dioxinfreien Abgase

- Ausrüstung Arbeits- und andere Decks
Arbeitsdeck mit Holzbelag
Arbeitsdeck geeignet für den Einsatz von ROVs bis 3500 m
Arbeitsdeck mit Raster von M24-Buchsen
Arbeitsdeck mit 10 ft - Containerraster belastbar mit 15 t
Arbeitsdeck mit Anschlüssen für Kompressorcontainer (Liste im Anhang)
Arbeitsdeck mit Anschlüssen für Mobi-Winde (Liste im Anhang)
Staukonzept für 7 Container (20 ft), davon
mindestens 3 geschützt
mindestens 3 von Innen zugänglich
1 Containerstellplatz für Radiosondenstarts geeignet
Laborcontaineranschlüsse entsprechend Liste im Anhang
kann: weitere Containerstellplätze
kann: weitere Laborcontaineranschlüsse
Decksanschlüsse für wissenschaftliche Geräte siehe Liste im Anhang

- Winden
Einleiterwinde: 11 mm Kabel 1x 6000 m
Einleiterwinde: 11 mm Kabel 1x 6000 m (90° (drehbar)
umlenkbar) für Schleppbetrieb über Heck)
Serienwinde: 6 mm Draht 1x 3000 m
Tiefseewinde: 18 mm Draht 1x 6000 m
Tiefseewinde: 18 mm Glasfaserhybrid 1x 7000 m
Tiefseewinde bestehend aus zwei Friktionswinden mit
Friktionsscheiben für zwei Drähte/Kabel und zwei Speichertrommeln
Tiefseewinde mit Fernsteuerung in Lottechnischer Zentrale
Arbeitswinde: 12 mm Draht 1x 6000 m (90° umlenk.)
Arbeitswinde als Kombiwinde mit Wechseltrommel, Schleifring, pillkopf und Zapfen
für Alutrommel (in Flucht mit Schiebebalken)
Umspulwinde
Spillkopf (mobil, in Flucht zu J-/A-Rahmen am Heck)
Hubkompensation für Glasfaserhybrid-Kabel
kann: weitere Winden mit Hubkompensation
Winden (bis auf Arbeitswinde) unter Deck geschützt stehend (gut belüftet)

- Hebezeuge
Schiebebalken (SWL: 20 t, lichte Höhe 12 m, überfahrbarer Bereich: 3 m Innen, 4 m Außen)
Schiebebalken im Hangar (SWL: 7 t, überfahrbarer Bereich: 5 m Innen, 3 m Außen)
schwenkbarer A-Rahmen achtern (SWL: 30 t, lichte Weite: mind. 5 m, lichte Höhe: mind. 10 m)
Drehkippvorrichtung/Kernabsatzgestell, getrennt vom Schiebebalken, für Kernlängen von max. 24 m
mehrere Lastenkräne (SWL: 5 t) mit Funkfernsteuerung, die das gesamte Arbeitsdeck gut überdecken, davon einer (Stbd.) für Verankerungsarbeiten (lichte Höhe: mind. 12 m)
Streamerbahn mit Winde an Bb. an Stb. losnehmbar

- Sonstige Einrichtungen
Hydrographenschacht, doppelt; 1,20 m x 1,20 m unten verschließbar
Reinseewasser-System mit Kreisel- und Membranpumpe
3 Gefahrgutlager (Säuren, Laugen, Isotope)
2 Gasflaschenlager
Aufzug zwischen wiss. Laderaum und Laborbereich (für Europaletten)
Bahnen für fliegende Kabelverlegung zwischen allen offenen Decks und allen wissenschaftlichen Räumen

- Labore / wissenschaftliche Räume
50 m² Deckslabor (Universal)
25 m² Trockenlabor
25 m² Chemielabor
Lottechnische Zentrale/Rechnerraum
wissenschaftlicher Arbeitsraum in Brückennähe
Datenzentrale
10 m² temperaturkonstantes Labor (Salinometerraum)
10 m² temperaturkonstantes Labor mit bes. Fundament (Gravimeterraum)
15 m² Abfüllraum (Rosetten-Hangar) mit Transportschiene für Großrosetten
10 m² Kühllabor (Lagerraum)
6 m² Gefrier-/Kühlraum (Lagerraum)
Pulserstation
Besprechungs-/Arbeitsraum für 20 Pers.
Lotgeräteraum im Vorschiff (für ausfahrbare Sonden und Probennahme)
wissenschaftlicher Laderaum
kann: Laborräume größer (mehr m²) als angegeben
Ausstattung der Labore / wissenschaftliche Räume siehe Liste im Anhang

- sonstige Räume
Elektroniker Werkstatt
Deckswerkstatt
Waschmaschinen und Trockner für Besatzung und Wissenschaft
edv-Store

- Lotanlagen / Meß- und Datenerfassung (und -verteilung)
wissenschaftliche Wechselsprechanlage
Video-Überwachung (Decksbereich, Winden, etc.)
Funkanlage (GMDSS + INMARSAT)
Funkpeiler mit integriertem Scanner (20 MHz - 170 MHz)
Argos Peilgerät
Fächerlot (Tiefwasser)
kann: Fächerlot (Flachwasser)
parametrisches Sedimentlot
Vertikallot (drei Frequenzen) / Pingerlot
Lot-Ausfahrgerät
ADCP (fest installiert hinter Fenster) - 75 kHz (Ocean Surveyer oder baugleich)
Lot-Auswerteanlage
Datenerfassung- und -verteilungsanlage (ETHERNET-Verkabelung) in Anlehnung an Datadis (Software ähnlich A.v.Humboldt)
Erweiterung der Meteorologische Anlage (z.B. Strahlung, Niederschlag, Seegang, Wolkenbedeckung)
Möglichkeit zur Anbringung weiterer Meßgeräte (z.B. im Mast)
Thermosalinograph
Durchfluß-Fluorometer

- Kammern / Sozialräume
30 Ein-Mann-Kammern mit integrierter Nasszelle
5 Zwei-Mann-Kammern mit integrierter Nasszelle
Kühlschränke im Wohnbereich je Deck
Kammern mit TV- und Radioanschlüssen
Kammern mit Netzwerkanschluss
2 Speiseräume davon einer mit Sozialraum
Freizeitbereich (Fittnessraum, Sauna mit Deckszugang)
Aufenthaltsmöglichkeit für Wissenschaftler bird watcher) auf der Brücke