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Phytoplankton an der Küstenstation "Seebrücke Heiligendamm" im Jahre 2005

Die Ergebnisse der wöchentlichen Phytoplankton-Probennahmen des Instituts für Ostseeforschung Warnemünde (IOW) von der Seebrücke Heiligendamm (54°08,55' N; 11°50,60' E) werden in Abb. 1 dargestellt. Die Phytoplanktonbiomasse wurde durch mikroskopische Zählung und die Chlorophyll-a-Bestimmung durch Ethanol-Extraktion und fluorometrische Messung bestimmt. Dabei wurden die Methodenvorschriften von HELCOM zugrundegelegt (http://www.helcom.fi/Monas/CombineManual2/CombineHome.htm).

Die meisten Phytoplanktonproben vom Januar und Februar 2005 sowie die der Wochen 13, 16, 23, 27 und 39 konnten nicht ausgewertet werden, da sie stark mit Sediment durchsetzt waren. Die Chlorophyll-a-Konzentrationen sowie die auswertbaren Phytoplanktonproben zeigen aber, dass bis zum 15.3.2005 (11. Woche) nur geringe Phytoplankton-Biomassen aufgetreten sein dürften. Erwartungsgemäß waren Cryptophyceen (Teleaulax sp., Plagioselmis prolonga, Hemiselmis sp.) in den Winterproben dominant. Daneben waren am 17.1.05 noch der typische Herbst-Dinoflagellat Ceratium tripos, aber auch schon typische Frühjahrsarten (Chaetoceros curvisetus, Ch. brevis, Mesodinium rubrum) stark vertreten. Diese Chaetoceros-Arten konnten sich in der Frühjahrsblüte, die am 22.3.05 (12. Woche) begann, aber nicht durchsetzen. Die Gattung Chaetoceros hatte am 22.3.05 zwar eine Biomasse von 110 mg m-3, aber Rhizosolenia setigera hatte 260 mg m-3, Skeletonema costatum 117 mg m-3 und Thalassiosira spp. 92 mg m-3. Die Frühjahrsblüte begann im Jahre 2005 relativ spät. Rhizosolenia setigera verschwand zum Ende der Frühjahrsblüte (6.4.2005) vollständig, während Chaetoceros cf. wighamii mit 338 mg m-3 dominant wurde. Letztere Art war schwer bestimmbar, da sie meistens als Einzelzellen vorlag. Es könnten auch Ch. holsaticus und die ominöse Ch. salsugineus enthalten sein, deren Identität von einem Spezialisten (Prof. Andrzej Witkowski, Universität Szczecin), bestätigt werden sollte. Zum 12.4.05 (15. Woche) waren die genannten Arten außer Skeletonema costatum stark zurückgegangen. Jene wurde zum 26.4.05 wiederum von Rhizosolenia setigera (310 mg m-3) verdrängt. Zum 3.5.05 (18. Woche) entwickelte sich Rhizosolenia setigera zu einem Spitzenwert von 660 mg m-3, daneben Chaetoceros similis zu 289 mg m-3. Am Ende solch einer Blüte entwickeln sich erfahrungsgemäß wieder Cryptophyceen  (Teleaulax sp., Plagioselmis prolonga, Hemiselmis sp.). Auch die üblicherweise nach der Frühjahrs-Kieselalgenblüte auftretenden Dinoflagellaten (z.B. Heterocapsa rotundata, Katodinium glaucum) und Chrysophyceen („nackte“ Form von Dictyocha speculum) kamen zur Entwicklung, allerdings wesentlich weniger als in den Vorjahren. Beispielsweise entwickelte sich im Frühjahr 2002 ein nackter Dinoflagellat (Gymnodinium cf. lohmannii), im Frühjahr 2003 und 2004 Dictyocha speculum massenhaft. Hervorzuheben ist am 3.5.05 das kurzzeitige Auftreten von Aphanizomenon sp. (305 mg m-3), das ungewöhnlich ist und manchmal in der eigentlichen Ostsee beobachtet wird. Auch das starke Auftreten eines heterotrophen Flagellaten, wahrscheinlich Ebria tripartita, dessen Bestimmung allerdings schwierig war und auch von Dr. Elbrächter (Senckenberg) nicht eindeutig bestätigt werden konnte, soll hier vermerkt werden, obwohl diese heterotrophen Vertreter in Abb. 1 nicht erfasst sind.
Zum 10.5.05 (Woche 19) gehen alle Phytoplanktonkomponenten deutlich zurück. Lediglich die Cryptophyceen und Rhizosolenia setigera bleiben noch erwähnenswert, ab 19.5.05 auch wieder Dictyocha speculum.

Ende Mai kam es zu einem Zusammenbruch der Phytoplankton-Biomasse. Lediglich Teleaulax sp. und unbestimmte Flagellaten (2-5 µm) sind am 31.5.05 erwähnenswert. Im Juni und Juli entwickelten sich dann aber die Cryptophyceen (Teleaulax sp., Plagioselmis prolonga, Hemiselmis sp.) weiter, sowie Dinoflagellaten (Heterocapsa rotundata, dann Ceratium tripos) und in besonderem Maße die typische Sommer-Kieselalge Dactyliosolen fragilissimus. Das Minimum am 28.6. (26.Woche) kommt durch erschwerte mikroskopische Bestimmung wegen starken Sedimentanteils in den Proben zustande und ist somit ein Artefakt. Dactyliosolen fragilissimus erreichte sein Biomasse-Maximum mit 3560 mg m-3 am 26.7.05. Am 16.8.05 (Woche 33) trat kurzzeitig Mesodinium rubrum und Eutreptiella sp. (hier unter „Others“ erfasst) auf. Zum 23.8.05 änderte sich die Kieselalgenzusammensetzung völlig. Anstelle von  Dactyliosolen fragilissimus traten Cerataulina pelagica, Guinardia flaccida, Proboscia alata und Rhizosolenia pungens auf. Dominant wurde der für diese Jahreszeit typische Dinoflagellat Ceratium tripos (470 mg m-3). Nachdem sich am 30.8.05 (Woche 35) offensichtlich ein anderer Wasserkörper (mit Dactyliosolen fragilissimus, Nodularia spumigena und Aphanizomenon sp.) an die Station geschoben hatte, war am 6.9.05 wieder etwa der Stand vom 23.8.05 zu registrieren. Die Biomassen nahmen dann ab. Wie schon aus der Chlorophyll-Konzentration zu schließen ist, ist die extrem geringe Biomasse in Woche 40 wiederum ein Artefakt wegen des hohen Sedimentanteils.

Zum 18.10.05 (Woche 42) hatte sich eine extreme Blüte von Ceratium fusus (1853 mg m-3) und C. tripos (1841 mg m-3), daneben auch Mikroschwärmer von Ceratium, gebildet. Ein so starkes Wachstum innerhalb einer Woche ist unwahrscheinlich. Eher ist an das Einströmen eines anderen Wasserkörpers (aus der westlichen Ostsee) zu denken, der sich bereits zur nächsten Woche wieder entfernte. Am 2.11.05 (Woche 44) kamen zu Ceratium auch Guinardia flaccida, Dictyocha speculum, Teleaulax sp., Dactyliosolen fragilissimus und Mesodinium rubrum hinzu. Bereits eine Woche später verschwand Ceratium völlig, zeigte sich am 15. und 23.11.05 (Woche 46, 47) aber wieder, zusammen mit Guinardia flaccida. Am 29.11.05 war Coscinodiscus granii dominant, was ein Anzeichen dafür ist, dass ein Wasserkörper aus der eigentlichen Ostsee eingeströmt war. Die Phytoplankton-Biomassen blieben ab 9.11.05 (Woche 45) insgesamt gering.

 

IOW, 02.02.2006
Dr. Norbert Wasmund,
Susanne Busch,
Ina-Marie Topp,
Regina Hansen.