Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1994
Die Temperaturen in der westlichen und zentralen Ostsee wurden zunächst durch den relativ milden Winter 1993/94 geprägt, der im Bereich des Oberflächen- und Zwischenwassers positive Anomalien von jeweils 0,5 - 1 K verursachte. Der Sommer 1994, der zu den wärmsten der letzten 60 Jahre gezählt werden muß, führte darüber hinaus zu extrem hohen Temperaturen im Oberflächenwasser mit positiven Anomalien von 4-6 K in der gesamten Ostsee.
Einstromereignisse im Dezember 1993 sowie im Verlauf des Jahres 1994 erreichten nicht die Intensität von Salzwassereinbrüchen. Sie verstärkten jedoch die Auswirkungen des Salzwassereinbruchs vom Januar 1993 und führten zu einer weiteren Sauerstoffversorgung des Tiefenwassers in den zentralen Ostseebecken. Während des Salzgehalt nur wenig anstieg, erreichten die Sauerstoffkonzentrationen, die im Mai 1994 unterhalb 170 m Tiefe im Gotlandtief gemessen wurden, mit 3-3,8 cm3/dm3 so hohe Werte, wie sie zuletzt in den 30er Jahren aufgetreten sind.
Ab Mai 1994 war das Tiefenwasser der gesamten Ostsee frei von Schwefelwasserstoff. Damit endete die seit 1977 im östlichen Gotlandbecken herrschende Stagnationsperiode. Abgesehen vom Danziger Becken blieben die günstigen Sauerstoffverhältnisse im Tiefenwasser der zentralen Ostseebecken bis zum Jahresende erhalten.
Die Winterkonzentrationen der Nährsalze, die 1994 in der Oberflächenschicht der zentralen Ostseebecken beobachtet wurden, entsprachen den im Zeitraum 1990-1993 gemessenen Werten. Bei den Einströmen salzreicheren Wassers im Dezember 1993 und März 1994 wurden auch erhebliche Nitratmengen in die Ostsee eingebracht. Die Zufuhr von Phosphat spielte dagegen eine viel geringere Rolle. In Abhängigkeit vom Anteil ehemals stagnierenden Tiefenwassers entstanden bei der Wasserumschichtung im östlichen Gotlandbecken intermediäre Phosphat- und Silikatmaxima sowie Nitratminina, die bis November 1994 erhalten blieben.
Durch den Einsatz eines autonomen Analyseautomaten am Meßmast "Darßer Schwelle" konnte die herbstliche Nitratakkumulation, die durch starke Fluktuationen gekennzeichnet war und mit dem Salzgehalt korrelierte, messend verfolgt werden. Darüber hinaus wurden die Verteilungsmuster des gelösten und partikulären organischen Kohlenstoffs sowie der gelösten freien Aminosäuren in der westlichen und zentralen Ostsee untersucht.
Infolge des milden Winters 1993/94 sowie der Einströme salz- und sauerstoffreicheren Wassers in die Ostsee herrschten 1994 günstige abiotische Umweltbedingungen für die Reproduktion der Fischarten Hering, Sprotte und Dorsch.
Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 9 (1995)
Nehring, Dietwart; Matthäus,Wolfgang; Lass, Hans- Ulrich; Nausch, Günther; Nagel, Klaus:
Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1994
Jährliche Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzungen
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