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Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1998

Der Winter 1997/1998 war in der nördlichen Ostsee mild, in der südlichen Ostsee sogar sehr mild und einer der wärmsten dieses Jahrhunderts. Sommer und Herbst waren relativ kühl.

Infolge des milden Winters blieben die Oberflächentemperaturen im Winter und zeitigen Frühjahr um 1 - 1,5 K über den langjährigen Erwartungswerten, was sich auch in den Temperaturen im sommerlichen kalten Zwischenwasser widerspiegelte. Durch den kühlen Sommer wiesen die Oberflächentemperaturen in der westlichen und zentralen Ostsee nur geringe Abweichungen von den langjährigen Mittelwerten auf. Die Temperaturen im Tiefenwasser der zentralen Ostsee erreichten positive Anomalien von 0,5 bis 1,5 K gegenüber dem langjährigen Mittel 1950 - 1998.

Im Jahre 1998 erfolgte kein Salzwassereinbruch. Die kleineren Einströme im Laufe des Jahres hatten 1998 keine signifikanten Auswirkungen in der zentralen Ostsee, so daß Temperatur und Salzgehalt im Tiefenwasser des Gotlandtiefs wieder rückläufig waren.

Die Entwicklung im Sauerstoffgehalt des Tiefenwassers der zentralen Ostsee weist auf eine weiter andauernde Stagnation hin. Der Einstrom von salz- und sauerstoffreicherem, aber ungewöhnlich warmem Wasser im Herbst 1997 unterbrach die anoxischen Bedigungen im Tiefenwasser des östlichen Gotlandbeckens nur kurzzeitig zwischen Januar und April 1998. Ab Mai wurde Schwefelwasserstoff bereits wieder im Bornholmbecken und seit Juni im östlichen Gotlandbecken gemessen. Die Mächtigkeit der anoxischen Tiefenschicht verstärkte sich 1998 und breitete sich weiter nach Süden aus. Das Sauerstoffdefizit vergrößerte sich auch im Tiefenwasser des westlichen Gotlandbeckens, wo 1998 die niedrigsten Jahresmittel der Sauerstoffkonzentration seit Mitte der 80er erreicht wurden.

Bei den Winterkonzentrationen der anorganischen Nährstoffe setzte sich die in den Vorjahren erkennbare Entwicklung fort. Der Rückgang hat sich beim Nitrat auch im Winter 1997/98 gezeigt, während das Niveau der Phosphatkonzentration vergleichbar mit dem des Winters 1996/97 war.

Die Konzentrationen organischer Nährstoffe lagen 1998 im Schwankungsbereich der Messungen der letzten Jahre. Aus den bisherigen Meßreihen für gelöste organische Kohlenstoff- und Stickstoffverbindungen läßt sich ein Gradient mit zunehmenden Konzentrationen von der westlichen zur zentralen Ostsee erkennen.

Die extremen Oberflächentemperaturen im Sommer 1997 verbunden mit Einstromereignissen im Herbst verursachten im Jahre 1998 einen außergewöhnlichen Anstieg der Temperaturen im Tiefenwasser der zentralen Ostsee, wie er bisher lediglich im Jahre 1977 beobachtet wurde. An Hand ausgewählter representativer Stationen wurden deshalb Perioden extremer Temperaturen und markanter Trends der Temperatur im Tiefenwasser der zentralen Ostsee seit Mitte dieses Jahrhunderts untersucht.

Die höchsten Temperaturen traten im gesamten Gotlandbecken Ende der 70er/Anfang der 80er Jahre und im östlichen Gotlandbecken nochmals 1998 auf. Niedrige Temperaturen wurden durchweg vor 1935, Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre und Mitte der 90er Jahre beobachtet.

Signifikante Trends im Temperaturregime des Tiefenwassers waren in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts mit mittleren Zunahmen um 0,8 bis 1,3 °C zu beobachten und zwischen Mitte der 70er und Anfang der 90er Jahre mit dem drastischen Rückgang um 1,3 - 1,6 °C infolge des Ausbleibens von größeren Einströmen in die Ostsee zu verzeichnen.

Dr. Wolfgang Matthäus

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 35 (1999)
Matthäus, Wolfgang; Nausch, Günther; Lass, Hans Ulrich; Nagel, Klaus; Siegel, Herbert:
Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1998

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