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Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1995

Der milde Winter 1994/95 und der warme Sommer 1995, der an zweiter Stelle der seit 1946 für Warnemünde vorhandenen Boebachtungsreihe liegt, verursachten ausgeprägte positive Temperaturanomalien in der Oberflächenschicht der gesamten Ostsee und im Baltischen Zwischenwasser der zentralen Ostsee.

Der Einstrom in die Ostsee hat sich im Jahre 1995 stark abgeschwächt. Die meteorologischen Bedingungen führten weder zu einem Salzwassereinbruch noch zu größeren Einströmen salz- und sauerstoffreicheren Wassers in die Ostsee, so daß im Tiefenwasser der zentralen Becken eine neue Stagnationsperiode begann. Dadurch entstanden anoxische Bedingungen im Bornholm- und Danziger Becken.

Die Winterkonzentrationen der anorganischen Nährstoffe in der Oberflächenschicht der eigentlichen Ostsee sind seit einigen Jahren durch eine insgesamt abnehmende Tendenz gekennzeichnet, die beim Phosphat stärker als beim Nitrat ausgeprägt ist. Dies wird mit der drastischen Abnahme des Düngemittelverbrauchs im Flußwassereinzugsgebiet der Ostsee in Zusammenhang gebracht. Im stagnierenden Tiefenwasser bestimmten die Veränderungen in den Redoxbedingungen die Verteilung der anorganischen Phosphor- und Stickstoffverbindungen.

Untersuchungen über den organisch gebundenen Phosphor ergaben, daß in der euphotischen Schicht der Ostsee ein Pool vorhanden ist, der in der biologisch aktiven Jahreszeit ansteigt. Im Tiefenwasser, vor allem in der grundnahen Wasserschicht, ist das Phosphat die mit Abstand dominierende Größe.

Der Anteil partikulären organischen Materials (POC) am organischen Gesamtkohlenstoffgehalt ist mit 10 % realtiv gering. In Abhängigkeit von der Phytoplanktonentwicklung und von allochtonen Einträgen sind jedoch deutliche saisonale und regionale Unterschiede vorhanden. Im Vergleich dazu sind die entsprechenden Unterschiede beim gelösten organischen Material (DOC) relativ gering.

Der Beginn einer neuen Stagnationsperiode in Verbindung mit dem erneuten Auftreten von Schwefelwasserstoff im Tiefenwasser des Bornholm- und Danziger Beckens verschlechterten 1995 die abiotischen Umweltbedingungen des Ostseedorsches. Der milde Winter 1994/95 schuf dagegen günstige Laichbedingungen für Hering und Sprotte.

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 16 (1996)
Nehring, Dietwart; Matthäus, Wolfgang; Lass, Hans Ulrich; Nausch, Günther; Nagel, Klaus:
Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1995

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