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Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1999

Der Winter 1998/99 war in der gesamten Ostsee mild. Der Sommer reiht sich in die überdurchschnittlich warmen Sommer der 90er Jahre ein und gehört zu den fünf wärmsten seit 1946. Der September 1999 war der wärmste in der südlichen Ostsee seit 1946.

Infolge des milden Winters blieben die Oberflächentemperaturen im Winter und zeitigen Frühjahr um 1 K über den langjährigen Erwartungswerten, was sich auch in den Temperaturen im sommerlichen kalten Zwischenwasser von 3 - 4°C widerspiegelte. Infolge des warmen Sommers erreichten die Oberflächentemperaturen positive Anomalien bis zu 4 K in einer 20 m mächtigen Deckschicht. Die Temperaturen im Tiefenwasser der zentralen Ostsee blieben mit 0,2 - 1,7 K über dem langjährigen Mittel (1950 – 1998) auch 1999 noch überdurchschnittlich hoch infolge des Einstroms von warmem Wasser im Jahre 1997.

Die Witterungsbedingungen im Winter 1998/99 verursachten nur schwache Einströme über die Schwellen in die Ostsee. Einstromereignisse im Oktober und Ende Dezember 1998 führten lediglich im Tiefenwasser des Bornholmbeckens im Frühjahr 1999 zu oxischen Bedingungen. Von Mai bis Ende November wurde Schwefelwasserstoff beobachtet bis schließlich im Spätherbst kleinere Einströme wieder Sauerstoff ins Bornholmbecken transportierten. Im Jahre 1999 erfolgte kein Salzwassereinbruch.

Die Stagnationsperiode, die 1995 einsetzte, hat sich im Jahre 1999 in allen Tiefenbecken der zentralen Ostsee deutlich verstärkt. Lediglich im Bornholmbecken wurden auf Grund der größeren Dynamik im Tiefenwasser variierende Verhältnisse beobachtet. Im östlichen Gotlandbecken wies der Wasserkörper zwischen Meeresgrund und 130 m Tiefe das ganze Jahr hindurch anoxische Bedingungen auf. Im Tiefenwasser des westlichen Gotlandbeckens setzte sich der seit 1993 beobachtete Rückgang im Sauerstoffgehalt fort und führte im August 1999 zum ersten Mal seit Mitte der 80er Jahre wieder zur Bildung von Schwefelwasserstoff in den grundnahen Schichten. Im Jahre 1999 erreichte der durch Sauerstoffmangel bzw. anoxische Bedingungen gekennzeichnete Bereich des Tiefenwassers der zentralen Ostsee seine größte Ausdehnung seit 15 Jahren.

Die Konzentrationen von Phosphat und Nitrat im winterlichen Oberflächenwasser schwankten seit 1995 ohne einen eindeutigen Trend aufzuzeigen. Vergleicht man jedoch die erste und die zweite Hälfte der 90er Jahre, zeigt sich besonders in den küstennahen Bereichen der westlichen Ostsee aber auch in der zentralen Ostsee ein eindeutiger Rückgang der Phosphatkonzentrationen. Die Maßnahmen zur Reduktion des Nährstoffeintrages aus Punktquellen scheinen hier gegriffen zu haben. Da sich offenbar bereits wieder ein Gleichgewichtsniveau gebildet hat, erscheint ein weiterer Phosphatrückgang zumindest fraglich. Beim Nitrat ist dagegen in den 90er Jahren kein signifikanter Rückgang in den Konzentrationen festzustellen. Die Dominanz diffuser Quellen sowie der atmosphärische Eintrag sind als Ursachen zu benennen.

Die Konzentrationen organischen Materials, die seit 1994 gemessen werden, weisen im Oberflächenwasser der zentralen Ostsee sowohl für partikulären als auch gelösten organischen Kohlenstoff ein deutliches jahreszeitliches Signal auf. In küstennahen Gebieten, die durch Flußeinträge geprägt sind, oder in der westlichen Ostsee, die durch den Wasseraustausch mit der Nordsee beeinflußt wird, konnte dagegen kein eindeutiger saisonaler Zyklus der Konzentration organischen Materials identifiziert werden.

Dr. Wolfgang Matthäus

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 39 (2000)
Matthäus, Wolfgang; Nausch, Günther; Lass, Hans Ulrich; Nagel, Klaus; Siegel, Herbert:
Hydrographisch-chemische Zustandseinschätzung der Ostsee 1999

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