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Biologische Zustandseinschätzung der Ostsee 2010

Die 1979 begonnene HELCOM-Datenreihe der Artenzusammensetzung und Biomasse bzw. Abundanz des Phyto- und Zooplanktons sowie des Makrozoobenthos wurde im Jahre 2010 in der Kieler Bucht, Mecklenburger Bucht und der eigentlichen Ostsee fortgesetzt.

Die Phytoplankton-Frühjahrsblüte beginnt in der Kieler Bucht bereits Ende Januar und erreicht das Maximum mit fast 7 g/L Mitte März. Sie war im Jahre 2010 als klassische Kieselalgenblüte ausgeprägt (Rhizosolenia setigera, Skeletonema costatum, Coscinodiscus radiatus), der in östliche Richtung zunehmend Mesodinium rubrum beigemischt ist. Die in früheren Jahren bedeutenden Dictyocha speculum und Chrysochromulina spp. traten nur gering auf. Eine in früheren Jahren gefundene Kieselalgen-Sommerblüte konnte im Jahre 2010 nicht nachgewiesen werden. In der Arkonasee dominierten im Juli die Cyanobakterien. Im November 2010 finden wir in der westlichen Ostsee starke Kieselalgenblüten bei nur geringen Dinoflagellaten-Biomassen.
Die Kieselalgen wurden in der Kieler und Mecklenburger Bucht fast ausschließlich durch Pseudosolenia calcar-avis und in der Arkonasee durch Coscinodiscus granii repräsentiert.

Wesentliche Änderungen der Chlorophyll-Bestimmungsmethode werden diskutiert. Für die Eingabe in Datenbanken (Datenbank des BSH, ICES) sollten bis einschließlich 2009 unsere für Phaeopigment korrigierten Werte (Chl.a-kor) verwendet werden. Ab dem Jahr 2010 sind die mit einer neuen fluorometrischen Methode bestimmten Werte (Chl.a-tot-NEU) zu verwenden. Ein Bruch in der Datenreihe entsteht dadurch nicht.

Die Sedimentation des organischen Materials im Arkonabecken im Jahr 2010 zeigte Maxima im Frühjahr und Herbst. Durch den starken sturmbedingten Eintrag von resuspendiertem Material übertraf der vertikale Exportfluss die Werte des Vorjahres bei weitem und betrug für partikulären Kohlenstoff 628 mmol, für Stickstoff 68 mol, für Silikat 228 mmol und für Phospor 6,7 mmol m-2 a-1 bei einem Massefluss von 133 g m-2 a-1  Trockenmasse.

Die Gesamt-Anzahl der Mesozooplankton-Taxa seit Beginn des BSH-finanzierten Monitoring betrug 41. Die Zahl stieg im Jahre 2010 im Vergleich zum Vorjahr um 6 an. Neue Neozoen wurden nicht gefunden. Der Rückgang der Gesamtabundanz des Mesozooplanktons im Vergleich zu den frühen 90er Jahren blieb in der Tendenz erhalten,
wahrscheinlich verstärkt durch den strengen Winter und den für Cladoceren zu frühen Zeitpunkt der Sommerexpedition.

Mit insgesamt 118 ist die Artenzahl des Makrozoobenthos an den 8 offshore-Stationen im Jahr 2010 im Vergleich zu den Vorjahren als niedrig zu bezeichnen. Diese niedrige Artenzahl ist auf anhaltenden Sauerstoffmangel insbesondere im Fehmarnbelt und der Mecklenburger Bucht zurückzuführen. In Abhängigkeit vom Seegebiet schwankten die Individuendichten zwischen 91 und 7.000 Ind./m². Bei den Biomassen wurden ebenfalls die zu erwartenden Unterschiede (1 g bis 91 g AFTM/m²) beobachtet. An den 8 Monitoringstationen konnten insgesamt 19 Arten der Roten Liste nachgewiesen werden.
Der Anteil an Neozoen war 2010 mit 4 Arten sehr gering.

Dr. Norbert Wasmund, Dr. Falk Pollehne, Dr. Lutz Postel, Dr. Herbert Siegel, Dr. Michael L. Zettler

Vollständiger Bericht in:
Meereswiss. Ber. 85 (2011)
Wasmund, Norbert; Pollehne, Falk; Postel, Lutz; Siegel, Herbert; Zettler, Michael L.:
Biologische Zustandseinschätzung der Ostsee im Jahr 2010

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