Um die Folgen des menschengemachten Klimawandels abzumildern, werden zusätzlich zu drastischer Reduzierung von CO2-Emissionen auch Maßnahmen zur CO2-Entnahme aus der Atmosphäre erforderlich sein. Ob und wie die Ozeane einen Beitrag zur gezielten atmosphärischen CO2-Reduktion leisten können, wird im Rahmen der Forschungsmission CDRmare der Deutschen Allianz Meeresforschung (DAM) untersucht. Vom 9. bis 10. März 2022 treffen sich alle beteiligten Forschenden zum ersten Mal in Lüneburg, um sich zu den Hauptfragestellungen aus insgesamt sechs Forschungsverbünden intensiv auszutauschen.

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Im Auge des Sturms: Was passiert mit dem Nährstoffkreislauf, wenn ein Taifun das Meer aufwirbelt?
Im September 2018 geriet eine Expedition im Rahmen des deutsch-chinesischen Projekts MEGAPOL unter den Einfluss des Supertaifuns „Mangkhut“. Dabei gelang es, einzigartige Datensätze zum Nährstoffbudget in dem betroffenen Teil des Südchinesischen Meeres zu erheben. Aus tieferen Wasserschichten wurden enorme Nährstoffmengen in das Oberflächenwasser eingemischt, wo sie das Wachstum des Phytoplankton in wenigen Wochen verdreifachten.
Im Rahmen des Projekts DArgo2025 koordinierte das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie erfolgreich Validierung und Einsatz von neuen Sensoren auf automatisierten Treibbojen, sogenannten Argo-Floats. Diese Sensoren können nun weltweit eingesetzt werden. Das IOW evaluierte in diesem Rahmen neuartige Nährstoffsensoren, die in der Ostsee getestet wurden. Gefördert wurde das im Dezember 2021 beendete Projekt vom Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Anrüchige Zeugen: Mit Fäkal-Lipiden das Bevölkerungswachstum im Ostseeraum rekonstruieren
Was Flüsse in die Ostsee tragen, landet meist in einem ihrer tiefen Becken. Geolog:innen finden in diesen Ablagerungen sogenannte Proxys – Zeugen, mit denen sie frühere Umweltbedingungen rekonstruieren. In einer jetzt erschienenen Studie zeigen Jérôme Kaiser vom IOW und Mathias Lerch vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung, dass sich auf diesem Wege auch die Bevölkerungsentwicklung und die Abwasser-Geschichte im Ostseeraum rekonstruieren lassen – mit Hilfe der Überreste von Fäkalien!
Dass Klärschlamm aus städtischen Anlagen einen hohen Anteil an Mikroplastik enthält, konnte schon in früheren Studien gezeigt werden. Der Verdacht lag nahe, dass die Nutzung solcher Schlämme zur Düngung von Feldern auch den unkontrollierten Eintrag von Mikroplastik in die weitere Umwelt fördern könnte. Nun bestätigen Studien im Rahmen des BMBF-Projektes MicroCatch_Balt diese Annahme.
Seegras keine Patentlösung gegen Klimawandel
Durch die Wiederansiedlung von Seegraswiesen an den Küsten soll künftig Kohlendioxid aus der Atmosphäre entfernt werden, um den Klimawandel zu bekämpfen. Doch Vorsicht: Tropische Seegraswiesen können durchaus mehr Kohlendioxid abgeben als sie aufnehmen. Dies zeigt jetzt die Studie eines internationalen Forscherteams um den Biogeochemiker Bryce Van Dam vom Helmholtz-Zentrum Hereon, an der auch Forschende des IOW beteiligt waren.
Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) sind weit verbreitete, hochgiftige und oft krebserregende Umweltschadstoffe. Marion Kanwischer vom IOW und ihr Team haben die Langzeitentwicklung der PAK-Belastung der Ostsee untersucht. Obwohl in den letzten Jahren die Belastungssituation insgesamt betrachtet nachgelassen hat, stellen PAK immer noch ein toxikologisches Risiko für die Ostsee dar. Verkehrsemissionen tragen dabei wesentlich zur PAK-Belastung bei.
Mit dem BRIESE-Preis für Meeresforschung 2020 würdigt die Jury die herausragende Forschung von Dr. Christoph Böttner zu der Frage, wie sich Fluide – Flüssigkeiten und Gase – in Meeres-sedimenten ausbreiten. Dies basiert auf den unterschiedlichsten Prozessen und kann in vieler Hinsicht auch klimarelevant sein. Böttner kombinierte sehr unterschiedliche Methoden aus der Geophysik, Geologie und Geochemie auf neue Weise, um die zugrundeliegenden geologischen Prozesse genauer zu analysieren.
Michael L. Zettler, leitender Wissenschaftler am IOW, erforscht seit vielen Jahren das Vorkommen und die Lebensbedingungen der Bewohner des Meeresbodens – des so genannten Zoobenthos. Nun brachte er seine profunde Expertise in eine Monographie über die Meeresmuscheln Deutschlands ein und ermöglichte so zusammen mit Co-Autor Axel Alf einen Lückenschluss in der renommierten Reihe „Die Tierwelt Deutschlands“.
Mithilfe von Detailanalysen an Wasser- und Sedimentproben aus dem Gotlandbecken gelang es Warnemünder Geowissenschaftler:ïnnen, die geochemischen Prozesse nachzuverfolgen, die nach dem Jahrhundert-Salzwassereinbruch von 2014/2015 abliefen. Ihr Fazit: Selbst sehr große Mengen an sauerstoffhaltigem Wasser bringen nur geringe und vorübergehende Verbesserungen für die Nährstoffsituation in der zentralen Ostsee.